Ein alter Pfad in Buddenburgs Schlossgarten

Published by André Walter on

So wirklich aufgefallen war er mir nie, dieser alte Weg. Offenbar hatte ich ihn seit meiner Kindheit immer übersehen gehabt: ein schmaler Pfad durch Schloss Buddenburgs ehemaligen Garten.

Da musste ich beim Herbstspaziergang in Alstedde zweimal hinsehen: Seit wann ist denn hier ein Weg in den Wald? Die letzten 30 Jahre meines Lebens war er mir zumindest nie aufgefallen, beim Gang entlang der Lippe. Umso neugieriger war ich – und folgte ihm vorsichtig.

Ja, da musste ich zweimal hinsehen: da ist ja ein Weg!

Schlossgraben und Landwehr noch erkennbar

Er führt direkt am Waldrand entlang, parallel zum ehemaligen Schlossgraben. Die Buddenburg stand nämlich früher quasi auf der falschen Seite der Lippe (natürlich nicht zufällig) und zwecks Verteidigung, wurde eine Landwehr mit Graben angelegt. Heute, Jahrhunderte später, sind Graben und Landwehr immer noch im Gelände zu erkennen.

Die ersten ca. 250 Meter ist der Weg trotz des vielen Laubs gut erkennbar. Die Bäume stehen hier etwas weiter auseinander als an anderen Stellen, Rechterhand stets Parallel der Graben und dahinter ein Rapsfeld. Es wirkt so, als sei hier in vergangenen Tagen wirklich einmal ein schöner Parkweg gewesen. Auffallend ist auch, dass die Bäume entlang des Weges älter und größer wirken als jene weiter Weg vom Weg.

Und diese ersten 250 Meter verläuft der Weg auch ziemlich gerade. Dann treffe ich unerwartet eine alte Bank an, die -so scheint es mir- irgendwann einmal behelfsmäßig dorthin improvisiert wurde.

Und ab dort ist der Weg nicht mehr deutlich zu erkennen. Intuitiv klettere ich über die umgefallenen Bäume, obwohl wegen des vielen Laubs kaum noch was zu erkennen ist. Auch wachsen ab hier deutlich mehr Bäume und Sträucher, was es nochmal schwierigier macht. Einmal bin ich offenbar tatsächlich in einer Sackgasse gelandet und wieder ein paar Schritte zurück gegangen. Denn bei genauem hinsehen ist da doch noch ein weiterer Weg. Ein schmaler Trampelpfad durch dichte Sträucher.

Mehrmals ist der Weg auch durch umgestürzte Bäume blockiert. Kleinere Bäume; also nichts wo sich nicht drüber steigen ließen.

Weg ans Wasser

Der Weg macht eine Kurve ungefähr in Richtung Südwest. Wenige Meter später erscheint Rechterhand die Lippe. Auffallend ist, dass hier nun viel mehr Gras wächst, weniger Blätter auf dem Boden liegen und hier andere Bäume wachsen. Kleinere Bäume, eher großgewachsene Sträucher, deren Kronen wie ein Dach zusammen gewachsen sind.

Doch zunächst ein Abstecher an das Lippeufer:

Es gibt hier nämlich einen kleinen Trampelpfad, der direkt ans Ufer führt. Sogar mit einer kleinen Treppe aus Ästen, die den Meter ungefähr einen Meter Höhenunterschied bis zum Wasser gangbar macht.

Ein Blätterdach!

Wieder vom Ufer zurück, führt eine Art Weg durch die eng gepflanzten Sträucher. Sie sind so dicht und verwachsen, dass sie eine Dach über dem Weg bilden. Im Sommer, dicht bewachsen, muss das Blätterdach gut aussehen. Jetzt, im Herbst, lässt es sich nur erahnen:

Ein paar Windungen weiter – der Weg wird zu einem sehr schmalen Pfad– komme ich wieder am offiziellen Weg raus, direkt an der Lippebrücke.

Infotafeln zum Schlossgarten

Der Brückenaufgang liegt höher, weshalb sich gut auf den einstigen Schlossstandort blicken lässt. Denn da, wo bis 1977 das Schloss stand, erinnert heute eine auf dem Grundriss gepflanzte Ligusterhecke. Darin, in diesem alten Grundriss: Schilder und Infotafeln zum Schloss.

Auf einer der Tafeln sind sogar die alten Wege des Schlossgartens eingezeichnet. In dunkelgrau der Weg, den es heute befestigt gibt. In Hellgrau dagegen die alten, nur noch spurenhaft vorhandenen Wege. Ein dort ausgestelltes Luftbild zeigt ebenso den Schlossgarten, wie er einmal war.

Auf einem aktuellen Luftbild -hier aus dem Frühjahr 2019- zeigt sich besser, wie dicht der Schlosspark mittlerweile zugewachsen ist – und wie fern der einst im englischen Stil angelegte Park mittlerweile ist.

Und irgendwo darin führt noch dieser alte Pfad hindurch – den ich absichtlich nicht eingezeichnet habe. Denn das gesamte Areal entlang der Lippe steht -soweit mir bekannt- unter Naturschutz, weshalb der Wald eigentlich nicht betreten werden darf…

Luftbild © Kreis Unna – Vermessung und Kataster, CC BY-NC-SA 4.0 2019 – Eigene Bearbeitung unter gleicher Lizenz.

Wie auch immer: es ist eine schöne Gegend, da in der Lippeschleife in Alstedde. Trotz Lippewerk und bis vor kurzem auch einem Kohlekraftwerk gegenüber. Einziges Manko: ein permanentes (kaum beschreibbares) Hintergrundrauschen liegt über dem Areal, vermutlich von all den Anlagen und Werken auf dem benachbarten Industriegelände.

Ich selbst habe das Schloss mit seiner wechselhaften Geschichte – Familienmord, Hitlerbesuch, Flüchtlingsunterkunft, Künsteratelier- übrigens nie gesehen, obwohl ich als Kind nur 700m entfernt wohnte. Denn der Abriss des baufälligen Schlosses war 1977, ein paar Jahre vor meiner Geburt.

Schloss Buddenburg. Handzeichnung meines Onkels Otto Elsner (1992)