Martha Ahlers ist tot. Sie war nicht nur ein Brambauer Urgestein und tat viel Gutes für den Stadtteil – sie brachte mich auch zur Heimatgeschichte.
Ich war damals sieben Jahre alt, als wir in das Zechenhaus in der Heinrichstraße zogen. Nebenan wohnte: Martha Ahlers. Wir Kinder nannten sie immer Tante Martha, auch wenn sie nicht wirklich unsere Tante war.
Immer im Einsatz für Brambauer
Martha war für mich immer Nachbarin, vor allem aber auch SPD, AWO und Markttreff. Hier war sie stark engagiert und das sind die Schlagworte, die mir zuerst einfallen. Doch sie umfassen nur einen Teil all des Einsatzes, den Martha für Brambauer zeigte: sie war auch in der AG 60 plus, in der Bürgerbücherei, im Schützenverein und überhaupt war Brambauer immer auch ein Stück Martha und umgekehrt.
Marthas Mutter war Gründerin der Brambauerschen AWO (zusammen mit der Familie Stock, ehm. Bürgermeister Lünens), so war ihr die AWO quasi in die Wiege gelegt worden.
Marthas Marktreff
Allen voran ist aber der Markttreff im Bürgerhaus untrennbar mit Martha verbunden. Sie hat ihn mit initiiert, sie stand viel Jahre hinter der Theke: wenn Montags und Donnerstags Wochenmarkt war, schmierte Martha Brötchen und kochte Kaffee im Bürgerhaus. Ich erinnere mich noch gut, ein halbes Brötchen für 50 Cent.

Überhaupt war das Bürgerhaus gefühlt immer ihr Bürgerhaus. Bei Veranstaltungen jeglicher Art war Martha so ein Art stille Hausherrin. Wobei still eher funktionell gemeint ist, denn wenn Martha was zu sagen hatte, dann sagte sie es auch. Egal wer, egal welch Amt und Würden vor ihr standen.
Marthas Meinung – mit Verdientskreuz
Für die Dinge, die ihr am Herzen lagen, setzte sie sich nämlich unermüdlich ein und nahm auch gegenüber Politikern und Amtsträgern kein Blatt vor den Mund. Unvergessen bleibt mir in Erinnerung, wie sie zum damaligen Bürgermeister Hans-Wilhelm Stodollick sagte: »Willi, komm mal her, das geht so nicht!« Gut, beide waren in der SPD, man kannte sich.
Doch auch zu anderen Parteien hatte Martha immer einen guten Draht. Der ehemalige Landtagsabgeordnete Klaus Stallmann (CDU) z.B. half ebenfalls beim Markttreff mit. Martha kannte sie alle, die wichtigen Leute in Politik, Verwaltung, bei der Polizei, der Gewerkschaft, dem Krankenhaus, in den Vereinen. Als höchste Auszeichnung für Ihren Einsatz bekam sie vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Nachbarin und Trude Herr
30 Jahre lang wohnten meine Eltern nebenan, bis Martha 2020 schweren Herzens ihr Haus altersbedingt verlassen musste. Etwas, dass sie in ihrem letzten Lebensjahr sichtbar traurig stimmte. Schließlich wohnte sie fast 80 Jahre dort, im Grunde ihr ganzes Leben.
Als wir 1989 nebenan einzogen, gab es keinen Zaun zwischen unseren Gärten. So waren beide quasi ein großer Spielplatz. Wir feierten Geburtstage und Feste zusammen und sie war auf meiner Hochzeit. Unsere Geburtstage liegen nur eine Woche auseinander.
Sie mochte gerne Pfefferpothast (ich nicht so gerne), ging gerne auf Kreuzfahrt und ein paar mal trat sie sogar als Double von Trude Herr auf (mit dem Lied »ich will keine Schokolade«.), die ihr in Statur und Figur auch nicht ganz unähnlich war.

Martha schubste mich zur Heimatkunde
Und in gewisser Weise war Martha auch der Auslöser, über den ich zu Heimatkunde- und Geschichte fand. Denn Ihre Erzählungen vom alten Brambauer machten mich neugierig, besonders die Erzählungen über das Haus, in dem wir wohnten. Und sie schenkte mir ein Buch über Brambauers Geschichte. Darin: ein Foto unserer Straße aus dem Krieg. Mein Neugier über Brambauers alte Tage war geweckt!
Am Montag, dem 15.11.2021, verstarb sie im Alter von 88 Jahren.
Vielen Dank, Tante Martha!
Und als Kind hab ich mir schon immer zu Martha gedacht:
wenn für Brambauer mal ein neuer Straßenname gebraucht wird, dann wüsste ich da jemanden 😉
