Grafen und Freiherren liegen dort seit fast 150 Jahren begraben, doch vermeintlich keine Karte zeigt diesen Friedhof. Und so begab ich mich in den Wald in Olfen, knapp hinter der Selmer Stadtgrenze…
Den Tipp bekam ich auf Facebook: Manfred F. G. Nest erzählte mir von einem alten Grafenfriedhof in der Nähe des Schloß Sandfort. Doch auf gängigen Karten im Netz, wie Google oder Bing: Fehlanzeige. Auch mein Lieblingskartenwerk, die freie Weltkarte Openstreetmap, zeigte mir (zunächst) nichts.
Manfred gab mir eine genaue Wegbeschreibung und ein Foto mit, denn er war schon einmal dort. Mein Weg begann kurz vor dem Schloß Sandfort und – das sei schon gesagt- man kann den Friedhof nicht verfehlen. Es ist ein kurzer, einfacher Weg durch den Wald und umso mehr überrascht es mich, dass er nicht auf Karten auftaucht. Und auch im Netz fand ich erstaunlich wenig darüber. Genau genommen: einen einzigen Eintrag im Rahmen einer Wandertour von »Opa Jürgen«

»Graf-Friedrich-Eiche« und ein Steinkreuz
Neben dem Verwalterhaus des Schlosses führt rechterhand ein Weg vorbei, der mit einer Schranke für Fahrzeuge abgesperrt ist. Gute 200 Meter geht es geradeaus nach Nordwesten, dann folgt ein Schwenk nach Norden. Nach wenigen Schritten fällt dort schon der Blick auf eine relativ neue Sitzbank, von der man auf die »Graf-Friedrich-Eiche« schaut. Dieser Baum scheint erst jetzt, 2014, dort gepflanzt worden zu sein.
Wer dann aber einmal kurz hinter sich schaut, stellt fest, dass er oder sie gerade vor einem zwei Meter hohem Steinkreuz steht. Dieses habe ich zunächst übersehen, da mein Blick doch erst auf die Bank und dann auf die Eiche fiel.

Vor dem Friedhofstor
Ich folge dem Weg, der hier wieder eine Kurve nach Nordwest macht. Gute 80 Meter weiter stehe ich vor einem großen Tor und die Grabsteine dahinter sagen mir, dass ich ich richtig bin. Ein ca 15 x 20 Meter großer, eingezäunter Friedhof. Zwei Säulen links und rechts eines Eisentores tragen einen Querbalken, welcher mit einem Spruch aus der Bibel, genauer dem Buch Baruch verziert ist:
Ich habe euch ziehen lassen mit Trauern und Weinen; Gott aber wird euch mir wiedergeben mit Wonne und Freude für immer
– Baruch 1 V.26

Eine Metallkette verschließt das schwarze Eisentor, hinter dem sich knapp zehn Gräber befinden. Nicht alle Grabschriften sind vom Tor aus zu erkennen, doch lässt es sich durch die dünnen Metallstäbe sehr gut fotografieren.
Auf den Fotos wird deutlicher, wer genau hier begraben liegt: die von Bodelschwingh-Plettenberg sowie deren Nachfolger, die Grafen von Wedel, also die früheren Eigentümer des ganz in der Nähe befindlichen Sandforter Schlosses. Grafen und Freiherren, Assessoren und Rittmeister des Garde du Corps, der Gardekavallerie des deutsches Kaisers. Das älteste Grab, das ich ausmachen kann, ist von 1869.



Einsam steht in der Ecke des Friedhofs eine Eisenbank. Blätter rauschen und eine Stille, die nur gelegentlich von den Autos auf der entfernten Sandforter Straße unterbrochen wird. Der Weg führt rechterhand am Friedhof vorbei, nach Norden zu Am Sandfort Bach. Doch ich gehe wieder zurück, um noch ein paar Bilder vom Schloß Sandfort mitzunehmen. Da man dort nicht hinein kann (Privatbesitz), mache ich nur ein paar Außenaufnahmen:


Erst beim dritten Blick auf die Openstreetmap-Karte, stelle ich dann überrascht fest, dass er doch eingetragen ist. Aber eben nur ganz klein – so wie er in Wirklichkeit ja auch nur ganz klein ist. Abseits der Mainstreamkarten, wie Google oder Bing, ist der Friedhof aber auch eingezeichnet, so etwa beim öffentlichen Geoserver des Kreises Unna. Statt Kartenausschnitt an dieser Stelle: Schauen Sie selbst mal rein, ob Sie in finden 😉
Karten hin oder her: Danke nochmal an Manfred F. G. Nest, für den Tipp zu diesem kleinen Ausflug!