»Lünen war vor allem bekannt für seine Textilindustrie und hatte keine Bergbauindustrie«. Das behauptet zumindest der Chatbot “ChatGPT”, von dem viele derzeit reden. Das hier mal tausende Menschen vom Bergbau gelebt haben, weiß er noch nicht: er liest nämlich offenbar nur ganz alte Zeitungen.
Ich hab ihn auch mal ausprobiert: Er schrieb mir schöne Gedichte, funktionierenden Code, einen (langweiligen) Krimi und erklärte mir wunderbar das für und wieder der »ersten Direktive der Sternenflotte«.
Doch als ich ihn nach Bergbau befragte, da merkte ich schon: das ist jetzt aber ziemlich allgemeines Wissen. Konkrekt nach der Zeche Minister Achenbach befragt, sagte er mir: kenne ich nicht.
Klar, der Bot ist nicht mit Wikipedia verbunden. Er googelt auch nichts und wendet nur das Wissen an, mit dem er gefüttert wurde; mit dem er vielmehr trainiert wurde. Und das ist zwar jede Menge Weltliteratur, aber eben nichts lokales. Oder vielleicht doch?
Er wollte wissen, in welcher Stadt den dieses unbekannte Bergwerk stand. Und dann wurde es kurios, aber interessant:

Wie? Bekannt für Textilindustrie, aber kein Bergbau? Da hake ich nach. Und frage nach den Quellen dieses Wissens (auch wenn nich vermutlich keine Antwort darauf bekomme, dachte ich mir).

Okay, die lange Tradition der Textilindustrie ist an mir vorbeigegangen. Ehrlich. Richtig ist natürlich, dass Industrie hier wegging und viele Arbeitslos wurden (die Sache mit dem Strukturwandel nach dem Ende der Zechen…geschenkt). Die Wirtschaftförderung gibt es dafür auf jeden Fall und das Stadtarchiv auch. Aber die Lüner Zeitung… die gab es mal vor 120 Jahren! Daher hat der Bot also offenbar sein Wissen: aus alten Büchern und Zeitschriften vor über 120 Jahren.

Da muss ich jetzt nochmal genauer fragen, was der gute Bot denn über Lünen weiss:

Jetzt wird es doch spannend: 85.000 ist nämlich recht genau die heutige Einwohnerzahl. Aber alles andere….
- Ein “Schloss Lünen” gibt es durchaus, es trägt den Namen “Schloss Schwansbell”, wenn denn das hier gemeint ist, denn daneben ist auch das Museum.
- Die St. Marien-Kirchen aus dem 14. Jahrhundert. Ja, die gab es mal, so wie hier beschrieben, als gotischen Bau. Allerdings enstand daraus 1896 die neugotische Kirche, so wie wir sie heute kennen. Offenbar hat ChatGTP hier wieder eine sehr alte Quelle gefüttert bekommen.
- Die Stadtmauer steht auch schon viele Jahrzehnte nicht mehr (ist aber tatsächlich teilweise ein Fußweg heute
- Das deckt sich auch mit der Aussage zum Rathaus. So wie da beschrieben (ich hab es mir nochmal genauer erklären lassen vom Bot) ist es zweifellos der alte Bau an der Langen Straße (wo heute Thalia ist). Das »neue Rathaus« von 1959, das Hochhaus, kennt der Bot gar nicht.
Also: Erzählen kann er mir viel – und es klingt auch plausibel, wenn man den Ort nicht kennt. Aber das es hier keinen Bergbau gegeben haben soll, das ist dann doch ein grober Schnitzer. Immerhin prägten 100 Jahre Bergbau die Stadt wie nichts anderes zuvor.
Allerdings darf man sich hier nichts vormachen: da wächst ein mächtiges Werkzeug heran, das jeden Tag dazu lernt. Und manche Texte sind tatsächlich so gut, dass eine Unterscheidung zu echten Werken von Menschen kaum bis gar nicht mehr zu treffen ist. In der originalen englischsprachen Variante noch viel mehr, als bei der Übersetzung ins Deutsche.
Deshalb: ich werde da demnächst nochmal nachfragen, zu Lünen und dem Bergbau 😉